
Big Brother is watching you!
zum 2. Übungsabend
von Sören “Poldi“ Manz – Fahnenleutnant (Schüttenhoff e.V.)
In Köln spricht man von der 5. Jahreszeit zwischen dem 11.11. und Aschermittwoch. Die Stadt ist im Ausnahmezustand und es herrscht nur noch ein Thema: Die Feiertage vor der Fastenzeit. Der kölsche Klüngel und die KVB interessieren höchstens noch als Mottos für die Umzugswagen.Vielleicht ist es ein wenig vermessen den kleinen Flecken in der südniedersächsischen Provinz mit der Millionenmetropole am Rhein zu vergleichen, aber ist es in unserer Heimat wirklich anders?
Es geht zwar nicht von Null auf Hundert wie im Rheinland, aber die Spannungskurve steigt stetig. Und unser 11.11. ist die Chargiertenwahl. Ab da geht’s los, jetzt ist unsere 5. Jahreszeit. Das Fieber ist im ganzen Ort, ja der gesamten Gemeinde zu spüren. Wenn du in das Sporthaus kommst, geht es nur darum, wer König wird. Bist du bei A!pos, wirst du gefragt, ob mit dem Kränze binden alles klappt, wo die Umzugsroute lang geht, ob der Beritt seine Gäule im Griff hat. Es gibt nur das eine Thema, der große Schüttenhoff.
Es ist noch nicht ganz Gänsehautstimmung, aber es ist schon ein tolles Gefühl aktiv an dem Fest mitzuarbeiten. Und jetzt mal im Ernst: Man freut sich schon am Montag auf den 2. Übungsabend am Freitag! Jeder legt seinen Dienstplan, seinen Schichtplan so, dass er dabei sein kann. Bloß nix verpassen, lautet die Devise.
Und endlich ist Freitag. Die Sektionsshirts hängen frisch gebügelt am Kleiderschrank. Die Mütze liegt direkt daneben. Du triffst dich bereits um 17:30 mit deiner Sektion? Du gehst so zeitig los, dass du mindestens 10 Min. früher da bist. Es gibt doch so viel zu berichten, so viel zu erzählen. Die Gerüchteküche brodelt nicht nur, sie kocht über.Dann startest du mit deiner Truppe Richtung KGS… nein, Richtung Novalisschule. Ein paar andersfarbige Shits sind schon zu sehen, alle natürlich mit der unverkennbaren grünen Mütze.
Es fehlt echt nicht mehr viel bis zur Gänsehaut, wenn alle Truppen angekommen sind und sich das erste Mal am Abend aufstellen.Aber heut ist erstmal Gruppenfoto angesagt. Allerdings fragen sich alle, wer hat diese Fotos in Auftrag gegeben? Denn plötzlich steigt eine Drohne empor und man fühlt sich wie in Orwells „1984“ oder, für die jüngeren, wie Will Smith in „der Staatsfeind Nr. 1“. Man hört überall Worte wie CIA, BND, NSA. Jedoch geht alles mit rechten Dingen zu und es sind schöne Fotos geworden.
Nächster Punkt auf dem Tagesplan: Marschieren. Der Schulhof ist in den letzten Jahren irgendwie kleiner geworden, also Teilen wir unsere 150 Mann starke Kompanie in kleine Grüppchen auf und es geht im Linkschwenk, Rechtschwenk über Hof und Parkplatz. Wir marschieren zwar noch nicht wie des Kaisers Garde, aber Fortschritte sind deutlich zu erkennen.
Ja, man kann sagen, der Festumzug darf kommen!Nun müssen wir allerdings auch in Nörten präsentieren, was wir heute gelernt haben. Also wird traditionell mit dem Spielmannzug eine kleine Runde durch Nörten gedreht. Dieses Mal mit einem Schlenker am Lazarett vorbei um unserem kriegsverletzten Hauptmann zeigen zu können, was wir für tolle Typen sind.
Der Marsch ist lang und die Kehlen Trocken, aber dann ertönt auch schon Himmelblau von den Rot-Weißen vorne und du weißt, bald ist das Ziel erreicht. Der altehrwürdige Ratskeller. Erinnerungen kommen beim Betreten des Marktes auf. Hier wurden schon einige große Übungsabende abgeschlossen. Der Spieß macht auch kein langes Tamm Tamm sondern lässt die Kompanie schnell wegtreten.
Alle sitzen auf ihren Plätzen, die Kehlen sind nach dem harten Training, das sogar Felix Magath beeindrucken würde, wieder angefeuchtet, geölt, Präsi und Major haben schnell die wichtigsten Neuigkeiten kund getan und ein letztes Mal heute Abend spielt der Spielmannszug zum „Tanz“ auf. Das ist was die Leute wollen und spätestens nach dem ersten Takt stehen alle auf den Stühlen, egal welcher Hit gerade gespielt wird. Sie sind alle Super.Auch wenn das Sanitäts-Corps noch ein wenig zu tun hat an diesem Abend, da einige Tische wohl nicht zum Tanzen geeignet oder vielleicht auch von bösen Holzwürmern angenagt sind, ist es, wie eigentlich immer, ein super Abend. Es wird gesungen und gelacht und nach dem Zapfenstreich geht es noch in diverse Nörtner Küchen um sich für das bevorstehende „Schüttenhoff räumt auf“ mit köstlichem Rake-Ei zu stärken.